Viele Menschen sagen mir in diesen Tagen,

... dass sie kaum noch Nachrichtensendungen sehen oder hören, da sie von dem, was da berichtet wird, nur mehr eine depressive Stimmung bekommen. In der Tat: die Kriege in der Ukraine und in Israel, die vielen „kleinen“ militärischen Auseinandersetzungen in aller Welt, die finanziellen und wirtschaftlichen Belastungen, die allgemeine Situation in Gesellschaft und Politik - all das bedrückt viele Menschen.

Vielleicht stellt sich da bei einigen auch die Frage, ob Gott die Welt und die Menschen „vergessen“ habe. „Wo bist du, Gott?“ fragen sich viele.

Darauf eine Antwort zu geben ist gewiss nicht leicht - wenn es überhaupt eine darauf geben mag.

Andrea Schwarz schreibt in ihrem Buch „Die Sehnsucht geht weiter“, Ostfildern 2023: „Gottes Horizont ist weiter, ist größer als meiner. Er agiert in Zeiträumen und Dimensionen, die meinem begrenzten Denken verschlossen bleiben. Manchmal ist das, was wir uns wünschen, nur von unseren kleinen Vorstellungen bestimmt. Gottes Horizont ist größer. Ganz ehrlich gesagt: Ich bin froh, dass Gott manche Bitten in meinem Leben nicht so erfüllt hat, wie ich es gerne gehabt hätte. Seine Ideen waren eindeutig besser.“ (zitiert nach: Christ in der Gegenwart, Nr. 45/2023, S. 17).

Andrea Schwarz betont das Vertrauen des gläubigen Menschen zu Gott. Dieses Vertrauen ist es, welches vieles tragen und ertragen kann - ohne zu verzweifeln, ohne den Glauben aufzugeben. Dieses hoffnungsvolle Vertrauen ist es, was den Gläubigen „stark“ macht.

Margot Kässmann schreibt: „Menschen des Glaubens überschätzen sich nicht selbst, sondern schätzen den, der sie hält und trägt. Wer Orientierung an den großen Worten der Bibel findet, an der Weisheit des Glaubens, wer sich von Gott gehalten weiß und die Kraft der alten Liturgien und Traditionen, der Lieder, Gebete und Rituale kennt, findet Mut, in den großen Konflikten der Gesellschaft zu bestehen.“ (Christ in der Gegenwart, Nr. 47/2023, S.3).

So wünsche ich Ihnen diesen Mut für Ihre Zeit und Ihre Herausforderungen all dem - aus der Haltung des Glaubens heraus - zu begegnen.

Hans-Günter Richter

Bild: Yohanes Vianey Lein, in: Pfarrbriefservice.de

 

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